Anlage einer Retentionsfläche im Kleingartenverein Sellerhausen
von Jan Richter
Leistungen:
Studie als Vorleistung
Objektplanung Leistungsphase 1 - 9
Tragwerksplanung Leistungsphase 1 - 6
Freianlagenplanung Leistungsphase 2
Leistungszeitraum: 2014 (Studie), 2018 - 2021
Bausumme: 400.000 EUR
Bearbeiter: Dipl.-Ing. Uwe Bielagk, Dipl.-Ing. Thomas Liebschner
Die Östliche Rietzschke ist ein stark anthropogen geprägtes Fließgewässer im Südosten Leipzigs. Aufgrund der städtebaulichen Entwicklung wurden Teile der Östlichen Rietzschke verrohrt und umfangreiche Bebauungsgebiete zur Regenwasserentwässerung an den Flusslauf angeschlossen. Insbesondere die Überprägung und „Überwölbung“ (Kanalisierung) des Gewässers im Unterlauf führten zum Entzug der natürlichen Vorflut und zur Notwendigkeit der Installierung eines Regenrückhaltesystems.
Aufgrund wiederholt starker Niederschläge kam es in der Vergangenheit zur hydraulischen Überlastung des Vorflutsystems und zu großflächigen Überflutungen insbesondere im Bereich des Unterlaufs. Die sich dort befindlichen Kleingartenanlagen wurden in weiten Bereichen und hoher Intensität überflutet, was zu hohem Schaden führte.
Die Ingenieurgemeinschaft WTU GmbH wurde zunächst mit der Erarbeitung der „Wasserwirtschaftlichen Studie für den Bereich des Kleingartenparks Südost“ beauftragt, mit Schwerpunkt in der Entwicklung eines hydronumerischen Modells für die Östliche Rietzschke und Erarbeitung von Maßnahmenvorschlägen zur Reduzierung des Schadenspotentials. Maßgeblich betroffen war insbesondere ein tiefliegender Bereich des KGV Sellerhausen der wiederkehrend durch Hochwasser aus der Östlichen Rietzschke geflutet wurde und für den der Hochwasserschutz nicht anderweitig gesichert werden konnte. Für die im Bereich der KGV Sellerhausen ausgewiesenen dauerhaften Überflutungsflächen sollte daher eine multifunktionale Retentionsfläche eingerichtet werden. Mit der Einrichtung der Retentionsfläche waren folgende wasserwirtschaftliche Maßnahmen verbunden:
- Verlegung des vorhandenen Entwässerungsgrabens vom nördlichen Rand der Retentionsfläche nach innerhalb der Retentionsfläche im Umfang von:
- Rückbau des Entwässerungsgrabens auf ca. 90 m Länge als offenes und auf ca. 100 m als verrohrtes Gerinne
- Herstellung eines neuen Gerinnes auf ca. 320 m Länge innerhalb der Retentionsfläche unter Berücksichtigung gestalterischer Aspekte der Freianlagenplanung (STORCH LA) und in Anlehnung an einen sandgeprägten Tieflandbach (LAWA-Typ 14)
- Herstellung einer Wegequerung in Form eines Rahmendurchlasses (Wegeüberbau als Leistung der Freianlagenplanung)
- Herstellung einer Wegequerung in Form einer Furt
- Errichtung eines Ablassbauwerkes (inklusive seitlicher Geländeabfangungen) zur ungesteuerten Bewirtschaftung der Retentionsfläche, Außengestaltung als Leistung der Freianlagenplanung
- Anschluss des Ablassbauwerkes an den Hauptsammler durch Herstellung von ca. 25 m Anschlussleitung DN500 und einem Schachtbauwerk
- Herstellung einer ca. 100 m langen Unterhaltungszufahrt aus Richtung Bernhardstraße
Im Vorfeld waren auf der insg. 18.000 m² großen Fläche ca. 100 Kleingartenparzellen einschl. aller baulicher Anlagen und Einrichtungen zurückzubauen. Die vorhandene Wasser- und ELT-Erschließung der verbleibenden Kleingartenanlage sowie deren Einfriedung wurden an die neuen Gegebenheiten angepasst.
Nach der Fertigstellung in wasserwirtschaftlicher Hinsicht wurde die öffentliche Freifläche landschaftsgestalterisch als Parkfläche aufgewertet. Durch neue Wegeverbindungen, neue Spiel- und Sportangebote, einen natürlich erlebbaren Bachlauf in Kombination mit weitläufigen Blühwiesen zur Förderung der Artenvielfalt, erhöht die Retentionsfläche den Freizeit- und Aufenthaltswert für den Leipziger Osten.